16.09.2014: Hamburg-Ottensen
Pro Wohnen Ottensen hatte für Samstag, den 13.09.2014, zu einer Demonstration aufgerufen. Die Protestaktion war ein voller Erfolg! Viele Ottenser, darunter AnwohnerInnen, Gewerbetreibende, Familien und Kreative machten ihrem Unmut über die von Senat und Procom Invest in der Sommerpause hinter verschlossenen Türen gemachten Planänderungen Luft. Statt der versprochenen 86 Wohnungen soll nun ein Bürokomplex für die weltweit größte Werbeagentur WPP entstehen. Laut Polizeiangaben demonstrierten am Samstag etwa 600 Teilnehmer. In den Nachrichten von Hamburg1 sowie der Hamburger Morgenpost und altona.info wurde über die Aktion berichtet (siehe Presse).

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Der Protest verlief überaus friedlich aber deutlich! Auf Bannern und Schildern waren die Stimmen der Ottenser klar zu vernehmen. “Sozialverträglicher Wohnraum im Quartier Ottensen!”, “Gute Mieten statt schlechter Meetings”, “Unser Platz”, “Olaf, das kann nicht dein Ernst sein!”, “Bürger beteiligen statt Versprechen zu brechen.”, “Zeise-Parkplatz zu Wohnraum”, um nur einige zu nennen. Viele dieser Stimmen wurden in der Presse abgedruckt.

Der Marsch führte vom Kemal-Altun-Platz über die Ottenser Hauptstraße zum Alma-Wartenberg-Platz, dann zum Zeise-Parkplatz, auf dem das neue Gebäude entstehen soll. Anschließend ging es vorbei an den seit Ende 2012 leerstehenden Flächen in den nördlichen Zeisehallen-1 wieder zurück zum Alma-Wartenberg-Platz, an dem die Endkundgebung stattfand. Die Passanten in den Straßen applaudierten dem Demonstrationszug zu und zeigten auf diese Weise ihre Unterstützung. Viele Ladenbesitzer, die ihr Geschäft nur kurz verlassen konnten, kamen mit erhobenen Daumen zujubelnd aus ihren Läden. Unter anderem die türkischen MitbürgerInnen und Gewerbetreibenden fürchten eine Verdrängung aus Ottensen. Sie gehören aber seit vielen Jahren zum Stadtbild und machen einen wichtigen Teil der kulturellen Vielfalt in Ottensen aus. Jüngstes Opfer dieser Verdrängung ist der türkische Gemüseladen gegenüber der Zeisehallen in der Friedensallee Nr. 5, der aufgrund einer angedrohten Mietsteigerung um das 3-fache seinen Laden vor rund zwei Wochen von einem auf den anderen Tag verlassen musste.

Auf der Abschlusskundgebung wurden von Janette Bleeker und Frank Zibell von der Bürgerintiative Pro Wohnen Ottensen u.a. folgende Themen angesprochen:

– Unterstützung des Protestes durch zahlreiche Prominente Ottenser: Fatih Akin, Nina Petri, Gerhard Fiedler (Herausgeber Szene Hamburg), Milo Lohse, Buddy Lüders (Fabrik), Monsun Theater, u.v.m.

– Teilerfolg: Die Kommission für Bodenordnung (KfB) hat am Donnerstag, den 11.09.2014, die Entscheidung über den Verkauf des Parkplatzes Zeise-2 an die Procom verschoben. Viele offene Fragen seien zu klären. Ein großer Erfolg des Protestes, der auch in der KfB Gehör fand.

– die „850 Arbeitsplätze werden geschaffen“-Lüge. Die WPP-Töchter ziehen nur innerhalb Hamburgs zusammen. Es werden keine neuen Arbeitsplätze geschaffen, vielmehr werden durch die Zusammenlegung Arbeitsplätze wegfallen.

– Erpressung der Politik durch Investoren-Argumentation „drohende Abwanderung“. In der Agentur-Branche ist in den letzten Jahren eine deutliche Zentrierung auf Hamburg zu erkennen.

– Richtigstellung der Procom-Aussagen „der Medienstandort Ottensen muss gestärkt werden“. Der Medienstandort Ottensen braucht die WPP nicht. Im Gegenteil: Die WPP ist eine in sich autarke Groß-Agentur und würde der Kreativ-Branche durch steigende Mieten für Gewerberaum sehr großen Schaden zufügen. Viele kleine Media-Agenturen, Kreative, Künstler und Filmemacher würden aus Ottensen verdrängt. Dabei machen genau diese den Kreativ-Standort Ottensen aus. Genau dieses Flair möchte sich die WPP durch diesen Standort eigentlich „einkaufen“.

– Leerstand und Probleme in der HafenCity. Durch Steuer-Milliarden finanziert, droht hier eine Verödung. WPP passt besser in die HafenCity und könnte hier die Media-Szene stärken und den Stadtteil beleben.

– Mietpreisspirale in Ottensen wird durch WPP-Ansiedlung stark verschärft. Aufwertung des Stadtteils, Verdrängung der kleinen Läden durch Gastronomie. Ottensen braucht bezahlbare Mieten direkt in Ottensen und nicht in Altona.

– Stadtentwicklung darf nicht nur wirtschaftlichen Gesichtspunkten folgen sondern muss vor allem auch in Ottensen unter sozialen Aspekten erfolgen. Drohende Verdrängung und Wohnungsnot sind die zentralen Themen.

Forderungen an den SPD-Senat:
– Herr Scholz, bauen Sie die vor der Wahl im Mai versprochenen Wohnungen auf dem Zeiseparkplatz!
– Kommen Sie zu uns in die Friedensallee und suchen Sie den Dialog mit den Ottensenern!
– Erarbeiten Sie ein Konzept für den Zeiseparkplatz unter Bürgerbeteiligung!

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Ottensen macht mobil: Klare Ansage an die Investoren und WPP. Foto: Michael Kottmeier
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Der Demonstrationszug in der Bahrenfelder Straße Ecke Hohenesch. Foto: Michael Kottmeier
Ottensen demonstriert gegen den geplanten Bürokomplex Zeise-2 für Werbeagentur WPP und für Wohnungsbau auf dem Zeise-Parkplatz
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